Professor warnt vor staatlicher Abhängigkeit, die auch bei 20Minuten zu finden ist

Mark Schelker, Wirtschatfsprofessor der Uni Freiburg, warnt im Interview vor dem neuen Mediengesetz. Es öffne die Tür für staatlichen Einfluss auf die Medien.

Wie zum Beispiel der Chefredaktor des grössten Schweizer Medium, der seine Redaktion in der Pandemie auf Bundesratskurs einschwor. Und damit die eigenen publizistischen Grundsätze über Bord warf.

Wirtschaftsprofessor Mark Schelker von der Universität Freiburg nennt das Mediengesetz einen «Pfusch» und warnt vor staatlicher Abhängigkeit der Medien:

Nau.ch: Herr Schelker, sind Sie grundsätzlich ein Gegner von staatlicher Medienförderung oder erachten Sie schlicht diese Vorlage als Fehlkonstruktion?

Mark Schelker: Ich bin ein expliziter Befürworter der Medienförderung und lehnte auch die «No Billag»-Initiative ab. Das neue Mediengesetz ist aber nicht nur eine Fehlkonstruktion, sondern schlicht ein Pfusch. Die Vorlage ist überladen und zu einem Lobby-Gesetz der noch vorhandenen Medienanbieter verkommen. Mich stört einerseits die Ausklammerung der SRG und andererseits, dass die Vorlage nicht technologieneutral ist. Es sollte die Information vergütet werden, nicht das Papier.

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«20 Minuten» ist ein Erfolgsprodukt: Es ist, gut 20 Jahre nach seinem Entstehen, das grösste private Medium der Schweiz. Dieser Erfolg hat nicht zuletzt auch damit zu tun, dass «20 Minuten» lieber informiert und unterhält als belehrt. Chefredaktor Gaudenz Looser sagt es so: «Im Unterschied zu den meisten anderen Medien verzichtet ‹20 Minuten› konsequent darauf, in politischen und gesellschaftlichen Fragen eine Position zu beziehen. Unsere Leser sollen sich allein aufgrund von Fakten eine Meinung bilden können. So ermöglichen wir Demokratie, ohne Partei zu ergreifen.»
Doch diese hehren Grundsätze warf das zur TX Group von Verlegerverbandspräsident Pietro Supino gehörende Medium während der Corona-Pandemie kurzerhand über Bord. In einem Gastbeitrag in der «NZZ am Sonntag» vom 9. August 2020 sagte Chefredaktor Looser: «Wenn der Bundesrat Massnahmen anordnet, die schnell wirksam werden sollen, ist es nicht zielführend, diese über Wochen hinweg von verschiedenen Seiten bewerten zu lassen.»
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