Herr Good, in den letzten 18 Jahren sind schweizweit mehr als 70 Zeitungen verschwunden.
Und wir sind immer noch hier.
Glücklicherweise. Aber weshalb?
Der «Sarganserländer» pflegt einen Qualitätsjournalismus, der sehr regional geprägt ist. Das ist unsere DNA und gleichzeitig auch das, was unsere Leserschaft will: der Turnverein mit seinem «Chrinzli» hier, der Judoklub mit seinem Vereinsjubiläum dort oder die Trachtengruppe mit ihrem Heimatabend da. Dass die Zeitung so lokal und so vielfältig ist, macht sie so interessant. Und genau das ist meiner Meinung nach unser Erfolgsrezept.
Was haben denn andere lokale Medien, die heute nicht mehr existieren, falsch gemacht?
Ohne es genau zu wissen, würde ich behaupten, dass es diese Medien verpasst haben, sich zum richtigen Zeitpunkt den Spiegel vorzusetzen und sich zu fragen: Sind wir richtig organisiert, um bestehen zu können? Haben wir die richtige Grösse? Können wir etwas auslagern, statt es selber zu produzieren? Ist es möglich, Kooperationen einzugehen, ohne die Eigenständigkeit zu verlieren?
Mit oder ohne Medienförderungsgesetz – heisst das, für den Verwaltungsrat der «Drucki» ist es irrelevant, wie die Abstimmung ausgeht?
Wir lehnen die Vorlage mehrheitlich ab, weil wir das Gefühl haben, dass das Mediengesetz – in der Form, wie es heute vorliegt – «weder Fisch noch Vogel» ist. Heisst: Es ist nicht ausgewogen. Einfach den Topf ausdehnen, noch grösser machen, damit auch die «Kleinen» etwas bekommen – das kann nicht die Lösung sein. Denn obwohl das Gesetz wohl den kleinen Verlagen hilft, nützt es mehrheitlich doch den grossen.
Aber sind denn nicht die kleinen, unabhängigen Lokalzeitungen – wie sie der «Sarganserländer» eine ist – das beste Argument für das Mediengesetz?
Nein. Beziehen wir das nicht nur auf uns und schauen wir einmal das grosse Ganze an. Ich persönlich habe nämlich ein wenig Angst davor, dass man mit Steuergeldern gewisse Strukturen erhält, obwohl es vielleicht Zeit wäre, über andere Modelle nachzudenken. Das ist für mich der springende Punkt: dass eine Strukturbereinigung nicht geschieht, nur weil Geld vom Bund fliesst, das einigen Verlagen das Überleben sichert. Aber eben – uns würde das nicht betreffen. Wir überleben, weil wir gut strukturiert und finanziell gesund sind und alles daransetzen, finanziell gesund zu bleiben.
Was spricht denn gegen das Mediengesetz, wenn man sich die grossen Verlage anschaut?
Diese haben es schlicht nicht nötig. Klar, die grossen Verlage haben sich gross gemacht. Sie haben gut verdient und richtig investiert – wollen mittlerweile aber mit Titelkäufen ihren Wirkungsgrad noch mehr ausweiten, um noch mehr Einheitsbrei verbreiten zu können. Diese Medienkonzentration – vier Grossverlage, die versuchen, den gesamten Markt zu beherrschen – ist überhaupt nicht gut.
Manchmal ist Reden Silber und Schweigen eben doch Gold. Gilt das auch für die «Drucki» – oder weshalb hat der Verwaltungsrat seine Haltung zum Mediengesetz nicht aktiv kommuniziert?
Wir sind unabhängig, so gesehen würde uns das Gesetz nur wenig helfen. Der Verwaltungsrat muss seinen Job gut machen, indem er dem Management und der Belegschaft die Mittel zur Weiterentwicklung unserer Produkte zur Verfügung stellt – damit wir die Leserschaft gut bedienen können und erfolgreich bleiben. Ich denke, dass die Auswirkungen der Medienförderung bei uns nur unwesentlich ins Gewicht fallen.
Dieser Artikel erschien am 25. Januar im sarganserlaender.ch